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Touristen protestieren gegen schlechten Service wegen ägyptischen Aufstands

Kairo (dpo) - Ägypten kommt nicht zur Ruhe. Seit heute Morgen gehen jetzt auch die Touristen auf die Barrikaden und protestieren nicht immer friedlich gegen den schlechten Service, der ihnen geboten wird, seit die Proteste gegen das Regime Mubaraks begonnen haben.

"Wir fordern ein sofortiges Ende des Volksaufstandes", ruft der Däne Sören Simonsen bei einer Kundgebung in Scharm El-Scheich. "Erst gestern musste ich 15 Minuten auf einen Mojito warten, weil ein Kellner angeblich von Polizisten erschossen wurde! Und das schimpft sich all inclusive?" Dann nutzt Simonsen das Band an seinem Fotoapparat, um ihn schwungvoll in eine Schaufensterscheibe zu schleudern.

Auch in der Touristenhochburg Hurghada kochen die Emotionen hoch. Am Strand haben sich spontan mehrere Demonstrationszüge gebildet. "Seit das Militär nicht mehr die Strände bewacht, weil die Soldaten anderswo eingesetzt werden, wurden mir schon zwei Handtücher geklaut, mit denen ich üblicherweise morgens um 4.30 Uhr Liegen reserviere", schimpft Hartmut Distweiler aus Stuttgart und gibt zu: "Sicher, das könnte auch einer dieser verdammten Engländer gewesen sein..."

Besonders müssen jedoch die jüngeren Touristen unter den Aufständen leiden. Viele von ihnen ziehen plündernd durch die Straßen und machen Jagd auf ägyptische Protestierende. Nicolas Wendt (26) aus Berlin ist nervlich am Ende: "Ich habe extra ein Reiseblog angelegt und was passiert? Die schalten das Internet ab, damit sich die Aufständischen nicht vernetzen können." Er klagt: "Ich konnte nicht mal auf Facebook zurückgreifen, um meinen Followern Bescheid zu sagen, dass sich das mit meinem Blog verzögert." Hätte Nicolas nicht per Handy twittern können, bevor das Mobilfunknetz auch noch abgeschaltet wurde, wäre er in ernsthafte Schwierigkeiten geraten.

Das ägyptische Fremdenverkehrsamt versucht die explosive Lage zu beruhigen. Gemeinsam mit den großen europäischen Reiseanbietern sollen unzufriedene Touristen schnellstmöglich ausgeflogen werden, um ihren Urlaub in Tunesien, Algerien oder im Jemen fortzusetzen.

ssi; Foto rechts (kallerna, CC3.0): Sind wütend: Touristen in Hurghada; Foto links (kallerna, CC3.0): Haben einen der Aufständischen eingefangen und zwingen ihn, sie mit einem Kamel am Strand entlangzuführen: Touristen in Sharm El-Scheich.
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