Kunstexperten kritisieren Verschwinden von Regimekritiker Ai Weiwei als wenig originelle Aktion

Verhaftet: Ai Weiwei
Peking (dpo) - Die internationale Kunstszene gibt sich vom jüngsten Werk des chinesischen Konzept- und Aktionskünstlers Ai Weiwei nicht sehr beeindruckt. Die Festnahme des Regimekritikers sei unter anderem zu vorhersehbar gewesen und zu lange in der Öffentlichkeit vorbereitet worden, um höchsten künstlerischen Ansprüchen zu genügen.
"Natürlich ist es radikal, dass Ai Weiwei quasi Leib und Leben riskiert", so FAZ-Feuilletonist Frank Schirrmacher. "Aber wir sind Ausgefalleneres von ihm gewohnt." Schirrmacher erinnert etwa daran, als Ai Weiwei in der Tate Modern Millionen von Sonnenblumenkernen aus Porzellan ausstreuen ließ.

Schirrmacher: "Um sich in einem chinesischen Gefängnis foltern zu lassen, muss man kein Aktionskünstler sein. Das kann eigentlich fast jeder."
Auch dem Zeitpunkt von Ai Weiweis Festnahme fehlt Kunstkennern zufolge jegliche Subtilität. Sich zwei Tage nachdem Guido Westerwelle in Peking die Ausstellung "Kunst der Aufklärung" eröffnet hatte, verhaften zu lassen, erinnere viele an Mainstream-Kunst.
Der chinesischen Staatsführung geht es jedoch nicht um den künstlerischen Anspruch der Aktion, sondern vor allem um das eigene Image. Ein Staatssekretär der kommunistischen Partei kündigte an: "Von all seinen kritischen Aktionen war Ai Weiweis Verhaftung die, die China am meisten Ansehen gekostet hat. Dafür muss er jetzt büßen."
ssi; Foto: Hafenbar, CC-BY-SA-2.0-DE
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