25 bis 100 Prozent Verlust pro Fahrt: Bahn will unrentable BahnCard abschaffen

Berlin (dpo) - Schluss mit schamlosen Vorteilen von 25, 50 oder gar 100 Prozent auf Zugfahrten! Bahnchef Rüdiger Grube hat angekündigt, in der kommenden Aufsichtsratssitzung am 10. Dezember die endgültige Abschaffung der BahnCard beschließen zu lassen. Grund für den längst überfälligen Schritt sei die Tatsache, dass Kunden das offenbar fehlkonzipierte Produkt gewissenlos ausnutzten, um sich finanzielle Vorteile bei der Beförderung zu erschleichen.

Die Bahncard, 1992 zunächst als 50er-Variante eingeführt, kostete damals 220 DM und brachte bereits im ersten Jahr mit 440.000 Inhabern über 96 Millionen Mark ein. "Das war in den ersten paar Monaten ein gutes Geschäft", beschreibt Grube die damalige Situation. Die Schwächen des Systems seien leider erst deutlich geworden, als immer mehr BahnCard-Inhaber die Karten dazu missbrauchten, sich günstigere Fahrten zu erschleichen. Besonders Vielfahrer sollen den Konzern dadurch Millionenbeträge gekostet haben. "Man könnte sagen, dass unsere eigenen Kunden uns bescheißen."
Will auch die bahn.bonus-Punkte abschaffen, weil Kunden sich damit Freifahrten erschlichen haben: Grube
Vergeblich habe die Deutsche Bahn immer wieder korrigierend eingegriffen und das Preissystem reformiert, um das trotz mangelnder Rentabilität mittlerweile beliebte BahnCard-Konzept noch irgendwie zu retten. Selbst die Einführung der weniger verlustreichen BahnCard 25 konnte das Blatt nicht wenden, weil diese aufgrund der geringen Anschaffungskosten und der Möglichkeit, sie mit Sparangeboten zu kombinieren, von noch mehr Kunden missbraucht wurde.
Am schlimmsten seien jedoch die Besitzer der BahnCard 100, klagt Grube. "Da erkennt man eine regelrechte Gratismentalität. Diese Schnorrer scheinen zu glauben, nur weil sie 4000 oder 7000 Euro jährlich bezahlen, könnten sie anschließend durch ihre Vielfahrerei die Bahn in den Ruin treiben."
Sollte sich nach der Streichung der BahnCard die finanzielle Situation des Unternehmens nicht stabilisieren, plane man für 2015 zusätzlich die Abschaffung der ebenfalls unrentablen 2. Klasse. Allerdings brauche niemand zu erwarten, dass die neue Einheitsklasse den Komfort der alten 1. Klasse biete, so Grube.
fed, ssi, dan; Foto rechts: Norbert Huettisch, CC BY-SA 3.0
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