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Studie: 16-jähriges Mädchen hassen viel einfacher, als sich mit Klimawandel zu befassen

München (dpo) - Offenbar ist es für viele Menschen erheblich einfacher, bei jeder sich bietenden Gelegenheit ein 16-jähriges Mädchen öffentlich verächtlich zu machen, als sich ernsthaft mit der Bekämpfung der globalen Erwärmung zu befassen. Das ergab eine Auswertung mehrerer tausend Social-Media-Postings der letzten Monate.

"Der Klimawandel als existentielle Bedrohung der Menschheit ist ein Thema, das es erforderlich macht, sich mit den Komplexitäten ökologischer wie ökonomischer Kreisläufe und ihrer Wechselwirkung auseinanderzusetzen", erklärt Professorin Marianne Bobach vom Institut für Psychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. "Er erfordert zudem, dass jeder einzelne sein Verhalten hinterfragen und gegebenenfalls ändern muss."
Kein Wunder also, dass viele Menschen angesichts dieser Herausforderung den bequemeren Weg wählen und sich lieber über ein 16-jähriges schwedisches Mädchen, dessen Aussehen oder Reisegewohnheiten echauffieren.
"Ob man sie nun einfach nur als 'Greta Thunfisch', 'psychisch kranke Göre', 'faule Schulschwänzerin' oder 'Linksextremistin' beschimpft, ihr zwielichtige Kontakte zu einer dubiosen Klimalobby nachsagt, sie per Photoshop verunstaltet oder sie mithilfe spöttischer Memes verunglimpft – auf diese Weise erspart man sich eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Materie", so Bobach. "Offenbar sind nicht wenige Zeitgenossen der Meinung, dass das Problem Klimawandel ganz einfach wieder weggeht, wenn sie nur diesen unmöglichen Teenager irgendwie loswerden."
Vorerst will die Psychologin ihre Forschungen zu dem Thema jedoch aussetzen und sich eine Auszeit nehmen. "Seit der Veröffentlichung meiner Studie werde ich im Internet als Ökoschlampenunterstützerschlampe beschimpft. Andere bezeichnen mich als Marihuana Popobach oder photoshoppen mir eine Schweinenase ins Gesicht. Das ist offenbar einfacher, als sich ernsthaft mit meiner These auseinanderzusetzen."
ssi, dan; Foto: Shutterstock; Erstveröffentlichung in PamS 11/19
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