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Salafistischer Hooligan fühlt sich innerlich zerrissen

Köln (dpo) - Steffen "Keule" Ostermann ist hin- und hergerissen. Seit radikale Hooligans in verschiedenen Städten Deutschlands gegen Salafisten (HoGeSa) protestieren, fühlt sich der 29-jährige Konvertit wie zwischen zwei Stühlen. Der Grund: Als salafistischer Hooligan sieht er sich nicht nur der Hool-Bewegung, sondern auch seinen Glaubensbrüdern verpflichtet.

"Bisher hab' ich immer gedacht, ich krieg das unter einen Hut, Inschallah", so Ostermann, der sich an spielfreien Wochenenden meist in einer vom Verfassungsschutz beobachteten Moschee aufhält. Dort kennt man ihn als Abou al-Qoile. "Als dann die erste HoGeSa-Demo ausgerufen wurde, ist für mich eine Welt zerbrochen. Scheiße, Mann!"
Ist hier noch Platz für einen wie Ostermann?
Dass Salafismus und Hooliganismus offenbar unvereinbar sind, war dem gelernten Schlosser lange nicht klar. "Viele Leute haben doch zwei unterschiedliche Hobbys. Und ich bin halt gern fanatisch und hau im Notfall für meine
Überzeugungen auch wem auf die Fresse. Gegnerische Fans, Ungläubige – für mich das Gleiche."
Auf keine seiner beiden Passionen will Ostermann verzichten. Deshalb habe er es auch abgelehnt, letztes Jahr nach Syrien in den Dschihad zu ziehen. "Die haben da doch gar keine ordentlichen Vereine", erzählt er empört.
Dass er nun eine seiner großen Leidenschaften aufgeben soll, belastet den 29-Jährigen sehr. "Seit dieser HoGeSa-Quatsch angefangen hat, schlafe ich schlecht. Ich lieg' oft ewig wach und bete und gröle abwechselnd", berichtet er. Er wisse nicht, ob er seinen Kumpels nun den Zorn Allahs an den Hals wünschen oder nicht lieber mit ihnen seinen Prediger verprügeln soll.
Wie Ostermann geht es derzeit vielen der rund 3000 gewaltbereiten
Salafisten-Hooligans (behördliche Schätzung) in Deutschland. Ihnen raten Psychologen, von Schlägen oder Selbstmordattentaten gegen sich selbst abzusehen und ihre Beziehungen zu Sportvereinen und monotheistischen Gottheiten therapeutisch aufzuarbeiten.
ssi, dan; Foto oben [M]: Shutterstock/dpo; Foto rechts: dpa - picture alliance
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