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Gregor Gysi muss selbst jedes Mal Reihenfolge von i und y googeln, bevor er seinen Namen schreibt

Berlin (dpo) - Manchmal zweifelt Gregor Gysi an sich selbst. "So schwer kann das doch gar nicht sein", denkt der scheidende Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag dann, nur um entnervt festzustellen, dass es wieder einmal nicht klappt: Wie Millionen Deutsche muss er jedes Mal die Reihenfolge der Buchstaben "i" und "y" googeln, bevor er seinen Namen schreibt.

"Weiß der Geier, wie oft ich schon meinen eigenen Wikipedia-Artikel aufgerufen habe", klagt der 67-Jährige, der froh ist, dass er so prominent ist. "G-Y-S-I oder G-I-S-Y? Spontan könnte ich Ihnen gar nicht sagen, was richtig ist. Wo ich so darüber nachdenke, klingt G-Y-S-Y aber auch gar nicht unvernünftig. Wo ist denn mein Personalausw- …wenn Sie bitte kurz warten würden, ich rufe schnell meine Sekretärin an."
"Ein Autogramm? Ach herrje, wie schreib ich mich noch gleich? Ich schreib einfach Lafontaine."
Jahrelang hat Gysi sein Problem vor der Öffentlichkeit geheim gehalten – aus Angst, ausgelacht zu werden. Doch nach und nach stellte er fest, dass offenbar fast alle Menschen in Deutschland sein Problem teilen. "Meistens werde ich in Briefen aus Verlegenheit einfach mit 'Lieber kleiner Herr Bundestagsabgeordneter mit Brille, der immer so gut reden kann' gegrüßt", verrät er. "Und in den 90er-Jahren konnte man oft noch die sedimentartigen Tippex-Schichten über meinem Namen vom Briefpapier kratzen."
Eine Namensänderung in einen orthographisch weniger anspruchsvollen Namen wie etwa Gießi, Gisi, Chrissi oder Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg kam für den Linken-Politiker dennoch nie in Frage.
Heute hat sich Gregor Gysi mit seinem Namensproblem arrangiert. "Wirklich nervös werde ich eigentlich nur noch beim Signieren von Büchern oder beim Unterschreiben von Koalitionsverträgen. Hehe, kleiner Witz am Rande. Niemand will mit uns koalieren. Na, jedenfalls schmiere ich dann absichtlich ein bisschen und platziere den i-Punkt mittig über dem 's', damit beide Schreibvarianten abgedeckt sind und niemand merkt, dass ich keinen blassen Schimmer habe."
ssi, dan; Foto rechts: Linke NRW, CC BY-SA 2.0
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