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Exklusiv-Interview: So erklärt Sigmar Gabriel seinen Verzicht auf die Kanzlerkandidatur

Mit seiner Ankündigung, auf die Kanzlerkandidatur sowie den Parteivorsitz der SPD zu verzichten, hat Sigmar Gabriel heute das Land überrascht. Im exklusiven Gespräch mit dem Postillon erklärt er die Beweggründe hinter seinem Entschluss und wirft einen Blick auf das Wahlkampfjahr 2017:

Postillon: Herr Gabriel, wie heute bekannt wurde, verzichten Sie darauf, als Kanzlerkandidat der SPD in den Bundestagswahlkampf zu ziehen.
Gabriel (freut sich): Haha, ja, da schaut ihr jetzt alle doof! Schon allein dafür, dass die "Bild"-Zeitung, die sich erst kürzlich auf mich festgelegt hat, jetzt total blöd dasteht, hat es sich gelohnt.
Postillon: Stimmt, aber jetzt im Ernst: Was hat Sie zu dieser Entscheidung bewogen?
Gabriel (seriöser): Ich habe nach reiflicher Überlegung festgestellt, dass ich eigentlich überhaupt keine Lust habe, im September gegen Angela Merkel zu verlieren. Da dachte ich mir, das kann doch auch ein anderer machen. Außerdem ist seit meiner Magenverkleinerung mein Machthunger deutlich zurückgegangen.
Postillon: Und dann dachten Sie sofort an Martin Schulz als Kanzlerkandidat?
Gabriel: Nee, Schulz war nicht meine erste Wahl. Ich dachte ja eigentlich, wir lassen mal wieder einen richtigen Sozialdemokraten antreten, der den Wählern vermitteln kann, dass er für ihre Interessen kämpft. Aber dann musste ich diese Woche feststellen, dass der letzte Sozialdemokrat in der SPD bereits 2013 verstorben ist. Ein gewisser Ottmar Schreiner war das.
Postillon: Und dann haben Sie Schulz Ihre Unterstützung zugesagt?
Gabriel: Naja, eigentlich wollte ich ja Scholz als Kanzlerkandidat. Der Olaf hat wenigstens schon mal eine Wahl gewonnen – wenn auch nur in Hamburg. Aber irgendwie muss ich genuschelt haben, als ich das verlautbaren wollte, oder ich war grade am Kauen, ich weiß es nicht mehr. Nun gut, jetzt muss es eben der Schulz machen – ein ganz hervorragender Kandidat, wenn Sie mich fragen.
Postillon: Was hat Schulz, was Merkel nicht hat.
Gabriel (spontan): Einen Bart und eine Glatze.
Hat gegenüber Sigmar Gabriel den großen Vorteil, dass er nicht Sigmar Gabriel ist: Martin Schulz (SPD)
Postillon: Fragen wir anders: Was zeichnet Martin Schulz aus?
Gabriel: Als langjähriger EU-Bürokrat ist er perfekt dazu geeignet, um die SPD wieder beim einfachen Volk beliebt zu machen. Und: Nachdem zuvor Steinmeier und Steinbrück vom rechten Flügel der SPD gescheitert sind, ist es an der Zeit, dass es mal jemand vom rechten Flügel der SPD versucht.
Postillon: Ist dieses ganze Personalgeschacher nicht letztlich völlig überflüssig? Müsste die SPD sich nicht lieber endlich mit der Schröder'schen Agenda 2010 auseinandersetzen und einsehen, dass sie seitdem über die Hälfte ihrer Wählersch…
Gabriel (steckt sich die Finger in die Ohren): LALALALA! Ich kann Sie nicht hören! LALALALA!
Postillon: Also gut! Themawechsel: Welches Ziel halten Sie für die SPD bei der Bundestagswahl 2017 für realistisch?
Gabriel (entspannt sich wieder): Jetzt, wo ich kein Kanzlerkandidat bin, kann ich's ja sagen: Die Fünf-Prozent-Hürde knacken und am Ende als Juniorpartner irgendwo unterkommen.
Postillon: Was raten Sie Ihrer Partei, um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen?
Gabriel: Das Wichtigste ist, dass wir den Wählern klar machen, dass wir uns trotz Regierungsbeteiligung in den letzten vier Jahren klar von der CDU unterscheiden. Das fängt ja schon beim S an, geht über's P und hört beim D auf. Halt nein. D haben die auch. Aber an einer ganz anderen Stelle und darauf kommt's doch an!
Postillon: Sie haben gleichzeitig mit Ihrem Verzicht auf die Kanzlerkandidatur angekündigt, auch von allen Parteiämtern zurückzutreten. Was sind Ihre persönlichen Pläne für die nahe Zukunft?
Gabriel: Bis zur Bundestagswahl mach' ich jetzt erstmal noch Außenminister. Da kann ich auch die vielen guten Kontakte zu autoritären Staaten nutzen, die ich durch meine Waffendeals als Wirtschaftsminister geknüpft habe.
Postillon: Und nach der Wahl?
Gabriel: Nach der Wahl werde ich die krachende Niederlage der SPD natürlich dem Martin Schulz in die Schuhe schieben und dann den Parteivorsitz wieder übernehmen. Das klappt jedes Mal.
Postillon: Herr Gabriel, wir bedanken uns für das Gespräch. Wobei wir eigentlich schon gerne noch einmal wegen Hartz IV und Leiharbeit nachgehak…
Gabriel (nickt freundlich, steckt sich wieder die Finger in die Ohren und steht auf): LALALALALA! Tschüß! LALALALALA!

ssi, dan; Foto Schulz: Foto-AG Gymnasium Melle, CC BY-SA 3.0
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