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Studie: Blinken vor dem Abbiegen verdirbt anderen Verkehrsteilnehmern die Überraschung

Tübingen (dpo) - Seit Jahrzehnten wird Fahrschülern eingebläut, wie wichtig es ist, vor jedem Abbiegen oder Überholvorgang zu blinken. Wissenschaftler des Verkehrsforschungsinstitutes Tübingen haben nun jedoch eine Schattenseite des vermeintlich nützlichen Lichtsignals entdeckt: Denn durch das Betätigen des Blinkers wird anderen Verkehrsteilnehmern offenbar die Überraschung verdorben.

"Wer etwas Würze in den Straßenverkehr bringen will und seine Mitmenschen gerne auch mal überrascht, der sollte lieber die Finger vom Blinker lassen", erklärt Institutssprecher Magnus Vessel. "Das erhöht die Spannung und verhindert, dass die Teilnahme am Straßenverkehr zur bloßen Routine verkommt."

Wer anderen gern die Überraschung vermiest, kann natürlich weiterhin blinken.

In ihrer Langzeitstudie maßen die Forscher das Stressniveau von Autofahrern, vor denen ein Pkw, Bus oder Lkw spontan abbog, ohne zu blinken. Dazu wurden regelmäßig die Blutwerte geprüft und die Mimik der Studienteilnehmer mit einer speziellen Gesichtskamera erfasst und ausgewertet.

Bei 97 Prozent der Testpersonen erhöhte sich die Herzfrequenz enorm. Sie schütteten außerdem eine ähnlich große Menge Adrenalin aus wie ein Mensch, der gerade ein Geschenk öffnet.

Bei den verbliebenen 3 Prozent war keine klare Aussage möglich, da die Messung durch einen sich entfaltenden Airbag gestört wurde.

Abhilfe gegen durch Blinken hervorgerufenen Spannungsabfall könnte eine Art "Spoiler Alert" schaffen. Dabei handelt es sich um einen zentral am Fahrzeug angebrachten Vorblinker, der signalisiert, dass der Fahrer gleich seine neue Fahrtrichtung anzeigt. Autofahrer, die sich die Überraschung nicht verderben lassen wollen, könnten dann wegschauen, bis die Gefahr vorüber ist.

Als weitere Möglichkeiten, um den Straßenverkehr aufregender und spontaner zu machen, nennen die Tübinger Forscher den Ausbau der Bremslichter, das Blinken in die eine und das anschließende Abbiegen in die andere Richtung sowie das Bewältigen längerer Strecken im Rückwärtsgang.

chs, ssi; Foto: Shutterstock; Erstveröffentlichung: 19.4.17
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