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Vorbild Fußball: Schachbundesliga führt Videobeweis ein

Berlin (dpo) - Bald gehören Fehlentscheidungen auch im Schachsport der Vergangenheit an: Der Deutsche Schachbund (DSB) hat heute den Videobeweis für die höchste Spielklasse im Schach eingeführt. Bei Bundesligapartien soll künftig ein Videoassistent zur Klärung strittiger Szenen bereitstehen.

In der Vergangenheit hatten Fehlentscheidungen in wichtigen Begegnungen immer wieder für Diskussionen und Unmut bei den Fans gesorgt. 2015 kam es während einer Partie zwischen dem MSA Zugzwang 82 und den Schachfreunden Deizisau nach einer strittigen Rochade sogar zu einem Brettsturm durch aufgebrachte MSA-Anhänger.
Oft sei auch unklar, ob ein Spieler gegen die "Berührt – geführt"-Regel verstoßen hat. "Mit bloßem Auge ist kaum erkennbar, ob die Hand zur Figur ging oder ob eine natürliche Bewegung vorliegt", so ein Sprecher des DSB.
Auch bei plötzlicher Rudelbildung wie hier zwischen weißen und schwarzen Spielfiguren behält der Video-Assistent den Überblick.
In besonders dreisten Fällen werden Türme schräg gezogen, Bauern überspringen Spielfiguren des Gegners oder eine im Ärmel versteckte zusätzliche Dame "wandert" unauffällig aufs Spielfeld.
Nun soll die Technik helfen: Spielzüge, die nicht auf den ersten Blick klar einschätzbar sind, werden künftig direkt von einem Videoassistenten gesichtet, der auf mehrere Kameraeinstellungen und Zeitlupen zugreifen und das Spiel jederzeit unterbrechen kann. Seine Entscheidung ist dann bindend.
Fans sehen die Neuregelung mit gemischten Gefühlen. Während sich die einen über mehr Fairplay freuen, sehen andere eine Verwässerung ihres Sports. "Klar, nerven Fehlentscheidungen, aber irgendwie sind sie auch das Salz in der Suppe", findet Sven "Bauer" Hottinger, Chef der Schwäbisch Haller Ultra-Gruppierung "Schachmaten". Außerdem koppele sich die Schachbundesliga damit auch immer weiter von den unteren Ligen und Freizeit- sowie Straßenschach ab, wo die teure Technik nicht zum Einsatz komme.
fed, dan, ssi; Foto oben: dpa/Shutterstock, Foto unten: Barnos, CC BY-SA 4.0
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