Frankfurt (dpo) - Ruben Ehleben fühlt sich, als sei eine zentnerschwere Last von ihm abgefallen. Denn der 44-Jährige ist nach eigenen Angaben vollständig von seiner jahrelangen Glücksspielsucht geheilt worden. Auslöser war der Hinweis "Glücksspiel kann süchtig machen", der in einem Werbespot eines Online-Wettanbieters für 0,2 Sekunden in einer Schriftgröße von rund einem Millimeter am unteren Rand des Bildschirms eingeblendet worden war.
"Ich kann es nicht anders sagen: Die Sucht ist weg", strahlt der 44-Jährige, während er uns in seinem Onlinebanking-Account zeigt, wie viel Geld er in den letzten Tagen gespart hat, anstatt es zu verspielen. "Früher wäre das alles sofort weg gewesen und ich hätte bis zum Monatsende Fertig-Ramen und Reis ohne alles gegessen. Aber jetzt juckt mich das kein bisschen mehr."
Er berichtet von dem Tag, der alles veränderte: "Letztes Wochenende wollte ich gerade meine siebte Kombiwette des Tages abschließen, als ich plötzlich diese winzige, kaum wahrnehmbare Textzeile auf meinem 65-Zoll-Fernseher sah. Da traf es mich wie ein Schlag."
Ehleben pausierte den Stream, kniete vor dem Fernseher, starrte immer wieder ungläubig diesen einen Satz an. "Das war die Erlösung", berichtet er mit feuchten Augen. "In dem Moment wurde mir schlagartig klar, was ich mir da antue."
Für die Macher der Werbung empfindet er nichts als tiefe Dankbarkeit. "Es ist wirklich nobel, Leuten wie mir so zu helfen und extra diese Hinweise einzubauen, damit wir aus den Klauen der Glücksspielindustrie gerettet werden können. Ich verdanke ihnen alles."
Nach Angaben des zuständigen Suchtbeauftragten der Stadt Frankfurt ist das längst kein Einzelfall: "Wir hören immer wieder, dass solche Warnhinweise, die in blassem Hellgrau für den Bruchteil einer Sekunde eingeblendet werden, enorm wirksam sind", erklärt Dr. Jürgen Wehner. "Herr Ehlebens Erfahrungen sind da nur ein weiterer Beweis."
Ruben Ehleben hofft nun, dass künftig noch mehr Glücksspielsüchtige wie er die winzigen Hinweise entdecken und geheilt werden. Inzwischen hat er sämtliche Wett-Apps gelöscht, seine Accounts deaktiviert und ein neues Leben begonnen. Statt Fußballwetten widmet er sich nun einem gesunden Hobby: dem Online-Aktienhandel mit Hebelprodukten.
mas, dan; Foto: Shutterstock