Berlin (dpo) - So geschickt wie er taktiert kaum ein Politiker: Wieder einmal rettet sich Jens Spahn (CDU) vor dem Rücktritt, den nach seiner Maskenaffäre und der verkorksten Verfassungsrichterwahl immer mehr Menschen fordern, indem er einen genialen Trick anwendet – er weigert sich einfach, zurückzutreten.
Politikbeobachter sind sich einig, dass Spahn damit eine Art Geheimrezept gegen Rücktritte gefunden haben könnte, die für weniger gewiefte Amtsträger oft das Ende der politischen Karriere bedeuten.
"Politiker wie etwa Willy Brandt, Horst Köhler oder Karl-Theodor zu Guttenberg hatten den nötigen Anstand, Konsequenzen aus ihren Verfehlungen zu ziehen und zurückzutreten", erklärt Politikwissenschaftler Heribert Schöckwall. "Aber Spahn ist viel zu gerissen, um einen derartigen Anfängerfehler zu begehen."
Ganz unbekannt ist die Strategie, einfach nicht zurückzutreten, in den Reihen der Union allerdings nicht: Ex-Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer etwa praktizierte die Methode über Jahre hinweg erfolgreich – mehr als ein Dutzend berechtigter Rücktritte hat der CSU-Politiker so schon verhindert.
Experten gehen davon aus, dass Spahn mit dem Trick möglicherweise nicht nur die Maskenaffäre und seine Glaubwürdigkeitskrise überstehen, sondern langfristig sogar Bundeskanzler werden könnte.
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