München (dpo) - Jetzt hat sie endlich wieder genug Platz: Nachdem ihr Wartezimmer schon längst zu klein geworden war, ist die Münchner Hausärztin Sybille Coppenrath in dieser Woche mit ihrer Praxis ins Olympiastadion umgezogen. Damit kann sie in ihrer offenen Sprechstunde ab sofort bis zu 69.250 wartenden Patienten einen Sitzplatz anbieten.
"Es wurde in der letzten Zeit einfach immer schlimmer", begründet die Medizinerin den ungewöhnlichen Umzug. "Teilweise mussten Patienten auf dem Flur warten, sich auf den Schoß anderer Wartender setzen oder sich vor der Garderobe stapeln."
Doch dann besucht Coppenrath letztes Jahr ein Konzert von Taylor Swift im Olympiastadion. "Als ich die ganzen Sitzplätze sah, dachte ich nur: Mein Gott, das ist ja wie geschaffen für ein Wartezimmer! Gibt es irgendeinen Weg, wie ich mir hier meine Praxis einrichten kann?"
Heute, fast genau 12 Monate später, hat es nach langen Vorbereitungen endlich geklappt. "Die Stadt München hat nach zähen Verhandlungen endlich Ja gesagt. Geholfen hat mir, dass das Stadion unter der Woche nur selten mal für ein Konzert gebraucht wird. Deshalb haben die mir einen Nachlass gegeben. Und am Wochenende hat meine Praxis eh zu."
Die Ärztin deutet stolz auf die Südkurve, wo am späten Vormittag bereits rund 17.000 Menschen sitzen und geduldig ausharren: "Die hier kriege ich hoffentlich bis zur Mittagspause noch alle dran. Aber realistisch gesehen wird sich auch die Nordkurve noch füllen. Wahrscheinlich muss ich heute wieder so 10.000 oder 15.000 Leute nach Hause schicken. Tja, so ist das nun leider."
Langweilen muss sich beim Warten aber niemand. Damit sich die Patienten ein wenig die Zeit vertreiben können, bis sie drankommen, steht in der Mitte des Stadions ein kleines Tischchen mit einem Dutzend aktueller Zeitschriften.
pfg, dan, ssi; Foto: Shutterstock