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Weil sie nur freundliche Kommentare hinterließ: Social-Media-Nutzerin für 30 Tage gesperrt

Bochum (dpo) - Das hat sie jetzt davon: Weil sie auf Facebook überall immer nur freundliche Kommentare hinterließ, wurde der Account von Maren Schmitt aus Bochum für mindestens 30 Tage gesperrt. Offenbar ist ihr Verhalten ein Verstoß gegen die Gemeinschaftsstandards.

"Dein Facebook-Konto wurde vorübergehend gesperrt", lautet die Nachricht, die die 24-Jährige heute Morgen lesen musste, als sie Facebook öffnete. Als Grund für die Sperre führte das Netzwerk mehrere Kommentare Schmitts an.

Unter anderem beanstandet wurden Posts wie "😍 Hey, das steht dir ganz fantastisch!", "Klar. Da hat jeder seine eigene Meinung, aber deshalb muss man sich nicht gleich streiten 🤗" sowie "❤️❤️❤️".

Eine Anfrage bei Facebook seitens des Postillon beantwortete der Konzern wie folgt: "Wir halten den Account von Maren Schmitt für einen Bot-Account, da er wiederholt verdächtiges und unauthentisches Verhalten (Optimismus, Empathie, Freundlichkeit) an den Tag gelegt hat. Facebook bekämpft KI-Fake-Accounts konsequent. Sollte Maren Schmitt eine echte Person sein, hat sie die Möglichkeit, Einspruch gegen die Sperre einzulegen. Der Einspruch wird dann von einer KI geprüft."

Experten vermuten hinter der Sperre jedoch andere Gründe: "Positive, aufmunternde und konstruktive Kommentare sehen soziale Netzwerke allgemein nicht so gern, weil sie keinerlei Empörungspotenzial haben", erklärt Medienwissenschaftlerin Rieke Donnersberg. "Ohne Streit und Hass keine verbissenen Diskussionen, keine sich immer weiter aufschaukelnden Beschimpfungen und keine damit einhergehende steigende Nutzungsdauer."

Accounts, die ausschließlich positiv kommentieren, sind damit Gift für die Werbeeinnahmen. "Dabei gibt es solche Leute eigentlich eh fast nie", so Donnersberg. "Schauen Sie sich mal die Umsätze von Meta an."

Nutzern, die an ihren Accounts hängen, wird geraten, zwischendurch immer mal wieder grundlos Streit anzufangen, Wildfremde zu beleidigen oder auf die Grünen zu schimpfen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Maren Schmitt mit ihrer freundlichen und den Ausgleich suchenden Art aneckt. Erst vor einigen Monaten wurde ihr Twitter-Account gesperrt, weil sie sich weigerte, einer der beiden Seiten im Gaza-Krieg kollektiv den Tod zu wünschen.

pfg, ssi, dan; Foto: Shutterstock
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