Millionen Kinder falsch behandelt: "Heile, heile Segen" vollkommen wirkungslos

Heidelberg (dpo) - Wurden Millionen leidende Kinder seit Generationen von ihren Eltern falsch behandelt? Eine umfangreiche Studie des Max-Planck-Instituts für medizinische Forschung hat ergeben, dass Reime wie "Heile, heile Segen" oder "Heile, heile Gänschen" über keinerlei nachweisbare Wirkung verfügen. Eltern, die trotz dieser neuen Erkenntnisse weiterhin mit Kinderreimen Erste Hilfe leisten, drohen ernsthafte Konsequenzen.

Für die Studie haben die Forscher den Heilungsverlauf von 100 Kindern mit leichten Blessuren (sogenannte Auas oder Wehwehchen) beobachtet. 50 der Kinder wurden mit "Heile, heile Segen" oder "Heile, heile Gänschen" versorgt, die übrigen 50 blieben unbehandelt. Das überraschende Resultat: Alle Verletzungen verheilten in etwa gleich schnell.
Auch das Wetter der nächsten Tage spielt für den Heilungsprozess keine Rolle
"Sollten sich Kinder nach der Behandlung mit einem 'Heile, heile Segen' tatsächlich besser fühlen, so ist dies ausschließlich auf einen Placebo-Effekt zurückzuführen", so Dr. Werner Kosalik, der Leiter der Studie. "Die tatsächliche medizinische Wirkung jedoch ist ähnlich wie bei homöopathischen Mitteln gleich Null."
Auch das in vielen Haushalten praktizierte Pusten auf kleinere Verletzungen ist aus medizinischer Sicht völlig nutzlos. Dies konnte Kosalik in einer früheren Studie, die bereits 2007 im British Medical Journal veröffentlicht wurde, belegen. Ähnlich verhält es sich mit dem "Wegküssen".
Kosaliks Erkenntnisse könnten schon bald ganz konkrete Folgen haben: Eltern, die Kinderverletzungen weiterhin mit wirkungslosen Kinderreimen behandeln, müssen damit rechnen, wegen unterlassener Hilfeleistung strafrechtlich belangt zu werden.
ssi; Foto oben: © Eléonore H - Fotolia.com, Bild rechts: Screenshot: storchs.de; Erstveröffentlichung: 7.5.14
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