Mann verlässt Heimat, zahlt tausende Euro an Schlepper, kommt auf Schlauchboot fast ums Leben und wohnt monatelang in Massenunterkunft, um günstig an Zahnfüllung ranzukommen

Paderborn (dpo) - Das war es absolut wert! Der 24-jährige Syrer Naadir al-Omar hat seine Heimat, Freunde und Verwandten verlassen, mehrere tausend Euro an einen Schlepper gezahlt, wäre beinahe auf einem Schlauchboot ums Leben gekommen und hat drei Monate lang in einer engen Massenunterkunft gelebt, nur um günstig an eine Füllung in seinem einen Backenzahn zu kommen.

"Diesen brillanten Plan habe ich bereits im Frühjahr letzten Jahres ausgeheckt", erzählt al-Omar stolz. "Da habe ich Zahnschmerzen bekommen und mich entschlossen: Nein, diesmal gehe ich einfach nicht zu meinem Zahnarzt in Syrien. Stattdessen flüchte ich nach Deutschland, weil das viel attraktiver ist."

Also ließ der 24-Jährige seine Familie zurück, bezahlte einen Schlepper und begann die beschwerliche und riskante Reise nach Deutschland, um dort den Einheimischen die Termine streitig zu machen.

"Ja, gut, bei der Überfahrt Richtung griechische Insel wäre ich beinahe ertrunken und das viele draußen schlafen und von Grenzbeamten geschlagen werden… Das war schon unschön", räumt er ein. "Und natürlich auch die Einsamkeit, die vielen Monate in der Massenunterkunft, die Behördengänge und die Anfeindungen auf der Straße. Aber jetzt, wo ich im Zahnarztstuhl sitze und endlich diese Kunststofffüllung bekomme, die ich in Syrien ebenso hätte haben können, weiß ich: Es hat sich gelohnt."

Er wirft einen Blick auf eine Broschüre beim Zahnarzt. "Was? In Japan bekommt man Zuschuss vom Staat, wenn man ein Hörgerät braucht? Geilo! Ich bin dann mal weg hier!"

dor, ssi, dan; Foto: Shutterstock
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