"Ja, es stimmt", gab ein Sprecher des Axel-Springer-Verlags zu. "Gemeinsam mit anderen Verlegern hat die Axel Springer AG im Jahr 1995 überlegt, wie wir möglichst viele Arschlöcher und Trolle aus den Kommentarspalten anderer Online-Publikationen abziehen und auf einen Punkt konzentrieren können: Das Ergebnis ist Welt Online, wo quasi jeder Spinner in den Kommentaren nahezu ungehindert seinen Rassismus, seine Arroganz und seinen Menschenhass ausleben kann."
![]() |
Erfundener Krawallcharakter: Henryk M. Broder |
Betrieben wird Welt Online heute von professionellen Provokateuren, die von allen deutschen Verlagen finanziert werden. Diese verfassen aggressive Texte unter Pseudonymen wie "Ulf Poschardt", "Matthias Matussek" oder "Dorothea Siems", die sich in der Regel gegen "Multikulti", Homoehe und den "linksgrünen Sozialismus" wenden.
"Solche Themen locken diese rechten Spinner an wie ein Haufen Scheiße die Fliegen", bestätigt Henning F., der unter dem Pseudonym "Henryk M. Broder" Tausende Fans hinter sich vereinigt hat. "In Wirklichkeit würde ich mich politisch eher in der Mitte ansiedeln, aber es macht schon Spaß, so zu hetzen."
Typischer Welt Online-Kommentar |
Dass der Postillon diese Praxis nun aufgedeckt hat, scheint die anderen Zeitungsverlage aufgebracht zu haben. Sowohl Spiegel Online als auch Bild.de behaupten heute im Gegenzug, der Online-Auftritt des Postillon sei in Wahrheit ebenfalls nur ein Trick, um nervige Besserwisser, Quatschköpfe und Lügner vom restlichen Internet wegzulocken – ein Umstand, den die Redaktion selbstverständlich aufs Schärfste dementiert.
* Hinweis: Als älteste deutsche Tageszeitung ist der Postillon kein Mitglied des erst 1954 gegründeten BDZV, sondern Vorsitzender des bereits 1846 gegründeten Bundesverbands Deutscher Postillon-Verleger (BDPV, ehemals RDPV)