Erlangen (dpo) - Eine Umfrage des Goethe-Instituts Erlangen brachte Erschreckendes zu Tage: Nahezu 90 Prozent der Schüler in Deutschland schreiben das Wort "Rentner" aus bisher ungeklärten Gründen rückwärts. Auch Begriffe wie "Neffen", "Radar" oder "Reliefpfeiler" bereiten den meisten große Schwierigkeiten. Nur bei etwa einem Zehntel der Schüler konnte eine korrekte Schreibweise festgestellt werden. Betroffen seien alle Schulformen.
Germanistikprofessor Karsten Wolf sorgt sich um die mangelhaften Orthographiekenntnisse deutscher Schüler. In Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut für Sprachwissenschaften führt er seit 2004 in den Bereichen Rechtschreibung und Syntax jährliche Kontrollen an Schulen durch.
Die Tendenz werde trotz einer kurzen Erholungsphase 2016/2017 von Jahr zu Jahr schlechter, so Wolf. Während damals rund 75 Prozent "Rentner" falsch herum schrieben, umfasse die heutige Fehlerquote beinahe alle Teilnehmer.
Die signifikante Verschlechterung ist laut Wolf und seinen Kollegen auf die mangelhafte Qualität des heutigen Deutschunterrichts zurückzuführen. Auch beklagen die Studienleiter die schlechte Vorbildfunktion vieler Eltern und mancher Lehrer. Laut inoffiziellen Umfragen schreiben etwa 65 Prozent der Erwachsenen "Rentner", "Neffen", "Radar" und "Reliefpfeiler" ebenfalls falsch herum.
In einem offenen Brief an Bildungsministerin Bettina Stark Watzinger (FDP) reklamierte Karsten Wolf schon im Vormonat den aus seiner Sicht "alarmierenden Zustand" und forderte, Maßnahmen zu ergreifen. Mit Erfolg: Das Bildungsministerium plant nun, im Zuge einer Rechtschreibreform auch die Rückwärts-Schreibweise von "Rentner" & Co zuzulassen.
fed; Foto oben: © Christian Schwier - Fotolia.com; Erstveröffentlichung: 19.5.14 (an 2023 angepasst)