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Immer mehr Inderinnen verkleiden sich als Kuh, um weniger belästigt zu werden

Neu-Delhi (dpo) - Kuhglocke oder Schmuckkette? Für viele indische Frauen ist das inzwischen keine Frage mehr. Sie verkleiden sich immer öfter als Kuh, um in der Öffentlichkeit nicht mehr von Männern belästigt zu werden – mit Erfolg.

"Es ist einfach ein ganz neues Lebensgefühl", berichtet eine junge Inderin dem Postillon. "Wenn ich mit einer meiner Freundinnen gemeinsam als Kuh verkleidet durch die Straßen von Neu-Delhi laufe, haben die Männer Respekt vor uns. Sie starren mir nicht mehr auf den Hintern - gut, das ist auch schwer möglich, weil ich vorne gehe -, sie pfeifen mir nicht mehr hinterher und sehen auch von einer Gruppenvergewaltigung ab."
Sie hat nichts zu befürchten: Kuh (oder verkleidete Frauen) in menschenleerer Gasse
Denn im Gegensatz zu Frauen gelten Kühe in Indien als heilig und werden vom Gesetz geschützt. Seitdem die Hindu-Nationalisten regieren, werden ihre Rechte weiter gestärkt. Seit Kurzem drohen etwa im westindischen Bundesstaat Maharashtra bei Besitz, Verzehr und Verkauf von Rindfleisch fünf Jahre Gefängnis, für die sexuelle Belästigung einer Frau gibt es lediglich maximal drei. Da scheint es nur verständlich, dass die sicherheitsbewusste Inderin von heute in der Garderobe lieber zum Kuhfell statt zum Sari greift.
"Manchmal bleibe ich extra lange inmitten einer Kreuzung stehen, um meine neue Freiheit zu genießen. Die Autofahrer warten alle geduldig, bis ich weitergehe. Als Frau hätten sie mich längst angefahren oder beschimpft", berichtet eine andere Inderin, die stolz auf ihre neue Verkleidung ist.
Weil sich der neue Modetrend langsam auch unter der männlichen Bevölkerung rumspricht, droht jetzt Gefahr für alle heiligen Rinder – vor allem an abgelegenen und dunklen Orten. Erst Anfang der Woche wurde in einem westindischen Dorf eine Kuh von sechs Männern vergewaltigt, weil sie diese für zwei verkleidete Frauen hielten. Den Vergewaltigern droht die Todesstrafe.
mate, dan, ssi; Foto oben: Alexandra Lande / Shutterstock.com, Foto rechts: imagesef / Shutterstock.com
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