"Der Kunde sollte ganz gezielt den Eindruck erhalten, dass ein ordentliches Auto nur vier Räder haben kann und alles andere Schwachsinn ist", erklärt der Wirtschaftswissenschaftler Siegfried Berns, der im Auftrag des Postillon die Dokumente analysierte, auf denen die Absprachen festgehalten wurden.
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Neuwagen von VW – alle zuuuufällig mit vier Rädern |
"Wer heute ein Auto mit fünf, sechs oder sieben Rädern kaufen will, findet so gut wie kein Angebot mehr, höchstens Oldtimer oder Spezialanfertigungen", so Berns. "Der Markt ist fest im Griff des Vierradkartells."
Dabei gehen Wissenschaftler davon aus, dass bereits ein Pkw mit sechs Rädern bis zu 50 Prozent schneller wäre als sein vierrädriges Äquivalent. Bei acht Rädern sei gar eine Verdoppelung der Leistung erwartbar.
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Selbst was die Verteilung und Lage der Räder angeht, gab es zwischen den Mitgliedern des Kartells klare Vereinbarungen. In einem weiteren Dokument, das dem Postillon vorliegt, heißt es: "Die Räder sollen wie folgt aufgeteilt sein: zwo links, zwo rechts. Außerdem sollen die Räder unten am Auto befestigt sein und stets Straßenkontakt haben." Kreativere Lösungen mit Rädern auf dem Dach oder im Wageninneren sehen die Vereinbarungen nicht vor.
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Konnte nie sein Traumauto fahren, weil keiner Autos mit genügend Rädern produzierte: Horst Knöchel |
Unklar ist bislang noch, worin genau die Motivation bestand, die Radzahl an Autos auf exakt vier festzulegen. Experten vermuten, dass gegenüber fünf- und mehrrädrigen Autos Material gespart werden sollte: pro Rad immerhin ein Rad, ein Reifen, vier Muttern, mehrere bar Luft sowie eine halbe Achse. Einsparungen, die sich selbstverständlich nicht im Fahrzeugpreis für den Endkunden niederschlugen.
Hinter der Entscheidung, keine Autos mit weniger als vier Rädern zu bauen, wird hingegen eine weitere Absprache mit Vertretern der Trike-, Motorrad- und Einradindustrie vermutet, die sich dafür ihrerseits aus dem Vierradmarkt fernhalten.