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Mathelehrer gibt endlich zu: "Es gibt nichts, wofür ihr das später braucht!"

Gotha (Archiv) - Generationen von Schülern haben es bereits geahnt, jetzt ist es offiziell: Ein Mathematiklehrer des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums in Gotha hat zugegeben, dass es tatsächlich nichts im Leben gibt, wofür man die von ihm vermittelten Lehrinhalte eines Tages brauchen könnte.

"Ich kann es einfach nicht länger mit meinem Gewissen vereinbaren, euch Woche für Woche anzulügen", erklärte der 63-jährige Wilfried Kampeter mitten in einer Doppelstunde, in der Logarithmusfunktionen behandelt wurden, vor seiner Klasse (11c). "Cotangens, Eulersche Zahl, Heisenbergsche Unschärferelation… Es gibt absolut nichts, wofür ihr das später braucht! Nichts!"

Kurz darauf wird er vom schuleigenen Sicherheitsdienst aus dem Klassenzimmer gezogen.

"Ich konnte mit der Lüge nicht mehr länger leben."

Auf Anfrage des Postillon legt Kampeter, der seitdem vom Dienst suspendiert ist, die Karten auf den Tisch, lässt uns hinter die Kulissen einer ungeheuerlichen Verschwörung blicken: "Eigentlich haben Schüler spätestens nach der sechsten Klasse alles über Mathematik gelernt, was sie jemals für ihr Leben brauchen. Alles, was danach kommt, ist purer Sadismus. Manche Teile - das mit dem Differenzieren und Integrieren zum Beispiel - sind sogar einfach nur ausgedacht. Dafür gibt es schlicht kein Anwendungsgebiet. Das ist reine Schikane."

Doch warum log Kampeter seine Schüler all die Jahre an? "Das bekommt man schon im Lehramtsstudium eingetrichtert, dass man da gefälligst dichtzuhalten hat. Sonst wären ich und meine Kollegen ja schon längst arbeitslos", erklärt er. "Wenn mich meine Schüler bisher fragten, wozu man das später eigentlich braucht, habe ich einfach irgendetwas von technischen Berufen in der Raumfahrtbranche, Allgemeinbildung und der Bedeutung des abstrakten Denkens gefaselt."

Typischer Dialog vor Kampeters Outing: "Also kürze ich da (x-4) und... Brauche ich das eigentlich jemals?" "Selbstverständlich. Zum Beispiel für... Oh, jetzt ist die Stunde aus. Ich muss weg." "Aber wir haben doch noch 20 Minuten! Herr Ka... Weg ist er."

Repressalien seiner Kollegen fürchtet Kampeter nicht. "Die würden ja auch gerne die Wahrheit sagen, wenn sie den Mut hätten. Das Bildungsministerium ist da schon härter. Wenn die Wind davon bekommen, dass ich mit den Medien spreche, muss ich mit allem rechnen. Aber die sollen bloß kommen. Ich stehe eh nur ein Jahr vor der Pensionierung. Sollen sie mich halt rausschmeißen. Ich habe keine Angst!"

Einen Tag nach dem Gespräch mit dem Postillon wird Wilfried Kampeter von seiner Frau Hannelore Kampeter als vermisst gemeldet. Noch mysteriöser: An seiner Schule werden wir direkt abgewiesen. Ein Wilfried Kampeter habe hier nie unterrichtet.

Anfragen an andere Mathematiklehrer bleiben samt und sonders unbeantwortet.

coe, dan, ssi; Fotos: Shutterstock; Erstveröffentlichung: 23.8.17
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