Berlin, München, Hamburg (dpo) - Deutschland solidarisiert sich mit der Ukraine: Um ein klares Zeichen gegen Putin zu setzen, drehen Millionen Bundesbürger in diesen Tagen ihre Heizung herunter oder schalten sie vollständig ab. Viele wollen in den kommenden Monaten gar nicht mehr heizen.
"Damit signalisiert die deutsche Bevölkerung ganz klar in Richtung Moskau: 'Wir sind nicht mit diesem Krieg einverstanden. Wir sind auf Putins schmutziges Gas nicht angewiesen.'", erklärt Wirtschaftswissenschaftlerin Katja Pitt von der Universität Magdeburg. "Die Politik und auch viele Experten haben bei ihren ganzen Diskussionen im Vorfeld offenbar die Opferbereitschaft der Deutschen unterschätzt."
Und tatsächlich melden zahlreiche Energieversorger einen drastischen Rückgang des privaten Gasverbrauchs in den vergangenen Tagen. "Die Leute heizen plötzlich viel weniger. Da scheint es wirklich einen drastischen Sinneswandel gegeben zu haben", bestätigt etwa Ferhat Turan von den Berliner Stadtwerken, während er ein Fenster öffnet. "Mann, ist das eine Hitze heute!"
Dabei verhielten sich die Deutschen zu Kriegsbeginn zunächst zögerlich. Noch im Februar und März wurde erheblich mehr geheizt. Erst ab April ging der Gasverbrauch langsam zurück; seit Mai schließlich immer drastischer.
Das vorbildliche Verhalten der Deutschen gibt der Politik jetzt wertvolle Zeit, neue Verträge abzuschließen und Gasströme umzuleiten. Doch ewig sollten die Entscheidungsträger nicht abwarten: Experten rechnen damit, dass spätestens ab Mitte September der Wille der Menschen nachlassen und der Gasverbrauch wieder ansteigen könnte.
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