Potsdam (dpo) - Lange will Karim Asfour nicht mehr in Potsdam bleiben: Der 32-Jährige mit iranischen Wurzeln fühlt sich als Brandenburgs Ausländer nicht mehr wohl in seiner Haut. Seit die AfD dort bei der Landtagswahl am Sonntag 29,2 Prozent der Stimmen holte, denkt er darüber nach wegzuziehen.
"In einem Land, in dem fast jeder dritte eine ausländerfeindliche Partei wählt, die völkisch-nationale Ansichten pflegt und millionenfache Abschiebungen will, fühle ich mich unerwünscht", so Asfour. "Deshalb werde ich wohl in ein weltoffeneres Bundesland wie Nordrhein-Westfalen umziehen. Dort ist der Ausländeranteil mehr als doppelt so hoch und nur jeder zehnte wählt AfD."
Schon vor der Landtagswahl stand der 32-jährige Bauzeichner als einziger Ausländer Brandenburgs unter Druck: "Ich war immer der Sündenbock, wenn irgendwo eingebrochen oder eine Frau belästigt wurde. Dabei hätte ich das alles nie und nimmer schaffen können. Das Bundesland ist flächenmäßig ja ziemlich groß und ich habe nur ein Moped."
Einmal, erzählt Asfour, habe er ebenjenes Moped versehentlich im Halteverbot abgestellt, was zu einem sprunghaften Anstieg der Ausländerkriminalität in Brandenburg auf 100 Prozent führte. "Das ist mir zu viel Verantwortung."
Das Statistische Bundesamt vermeldete inzwischen, dass ein Wegzug Karim Asfours nicht nur den Ausländeranteil in Brandenburg von 7,5 auf null Prozent senken, sondern auch die Gesamtzahl der Einwohner um 7,5 Prozent verringern würde. Unter Umständen könnte das Bundesland dadurch sogar einen Sitz im Bundesrat verlieren. Außerdem würde das Durchschnittsalter der brandenburgischen Bevölkerung von 47,1 auf 57,7 steigen.
So wählte Brandenburg:
Insgesamt stimmten 7 Brandenburger für die SPD, 3 für die CDU, einer für die Grünen, einer für die Linke, 6 für die AfD, einer für BVB/FW, 3 für BSW und ein viertel Wähler für die FDP. Die übrigen 8 Einwohner (27,1%) sind Nichtwähler.
ssi, dan; Foto: Shutterstock; Hinweis: Erschien schon mal ähnlich.