Jette Nietzard, die Chefin der Grünen Jugend, hat jüngst auf Instagram mit einem Pullover mit dem Schriftzug ACAB provoziert und für Diskussionen gesorgt. ACAB steht für: "All Cops Are Bastards" – zu Deutsch: "Alle Polizisten sind Bastarde"
Doch stimmt diese Behauptung von Nietzard bzw. die ihres Pullis? Stammen wirklich alle Polizistinnen und Polizisten in Deutschland aus unehelichen Verhältnissen? Oder verbreitet die 26-Jährige hier bewusst oder unabsichtlich die Unwahrheit?
Dazu müssen wir zunächst prüfen, was das Wort "Bastard" genau bedeutet: Historisch gesehen waren Bastarde nicht einfach nur uneheliche Kinder, sondern genau genommen uneheliche Kinder von Adeligen. Eine kurze Überprüfung des bundesweiten Polizeiregisters ergab allerdings, dass dies nur auf einen einzigen Polizisten zutraf: Kriminalhauptkommissar Karl Bauer aus Meppen, dessen leiblicher Vater, der heutige König von England, ihn nie anerkannte.
Aus diesem Grund gehen wir davon aus, dass Jette Nietzard den Begriff Bastard im weiteren Sinn - also in der Bedeutung "aus unehelichen Verhältnissen stammend" - gemeint hat.
Auch hier hilft wieder ein Blick ins bundesweite Polizeiregister: Tatsächlich stammt die überwiegende Mehrheit der Polizistinnen und Polizisten in Deutschland aus ehelichen Verhältnissen (76,9 Prozent). Lediglich bei 22,9 Prozent der Beamten waren die Eltern zum Zeitpunkt ihrer Geburt nicht verheiratet. Nur sie können also als "Bastard" bezeichnet werden. Der Rest entstand durch Klonen.
Die Behauptung, alle Polizeibeamten seien Bastarde, ist also eine klare Falschaussage. Selbst der Satz "Die meisten Polizisten sind Bastarde" (MCAB) wäre falsch. Lediglich "Einige Polizisten sind Bastarde" (SCAB) wäre eine korrekte Aussage.
Fazit:
Jette Nietzards Behauptung ist falsch. Nur knapp ein Viertel der Beamten im deutschen Polizeidienst sind Bastarde. Warum Nietzard sich dennoch zu der Behauptung hinreißen lässt, ALLE Cops seien Bastarde, ist unklar. Selbst wenn sie es wären: Ist nicht in erster Linie wichtig, dass sie anständige Menschen sind und einen guten Job machen? Sollte man sich nicht eher bemühen, dass rassistische Strukturen in der Polizei bekämpft werden, anstatt auf die Familienverhältnisse einer Minderheit abzuzielen, die es im Leben oft ohnehin schwerer hatte? Eigentlich sollten gerade die Grünen als gesellschaftsliberale Partei kein Problem damit haben, wenn Menschen aus unehelichen Verhältnissen stammen (ehemaliger Sponti-Spruch: "Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment.").
Eine entsprechende Anfrage des Postillon blieb seitens Nietzards bislang unbeantwortet.
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