Köln (dpo) - Es ist ein Wunder moderner Ökonomie und Logistik: Innerhalb von knapp vier Wochen ist eine Banane aus Costa Rica um die Welt gereist, um nun im Turnbeutel eines Kölner Grundschülers zu verrotten.
Die Frucht der Sorte "Cavendish", die derzeit einen immer dunkleren Braunton annimmt, war in den letzten elf Monaten auf einer Plantage im Nordosten Costa Ricas von einer zarten Knospe zur stattlichen Frucht herangewachsen. Anschließend war sie zusammen mit anderen Bananen geerntet, gewaschen, auf Reifegrad und Qualität geprüft und sortiert worden, bevor sie in einen belüfteten Karton gepackt und mit einem Lkw zum Hafen transportiert wurde.
Von dort trat die Frucht, die in diesem Moment zwischen stinkenden Socken vor sich hin gammelt, in einem temperaturregulierten Schiffscontainer die Fahrt über den Atlantik an, woraufhin sie nach fast vier Wochen Fahrt schließlich vom belgischen Zoll abgefertigt und nach einer Prüfung durch den Importeur in das Vertriebssystem eines europäischen Großhändlers eingespeist wurde.
Die aktuell aufgrund ihrer Matschigkeit kurz vor dem Bersten stehende Banane wurde anschließend in einer Reifekammer gelagert und mit Ethylen behandelt, um später im Handel genau den richtigen Reifegrad zu erreichen.
Schließlich wurde sie mit einem Lkw zum Logistikzentrum einer großen Supermarktkette transportiert, von wo aus sie in die Obstabteilung einer Kölner Discounter-Filiale gelangte, deren Marktleiter sie ein weiteres Mal kritisch betrachtete, bevor sie einsortiert wurde.
Die alleinerziehende Lehrerin Marlene Hilgenberg brach die Frucht schließlich vom Büschel ab und legte sie in ihren Einkaufskorb. Zwei Tage später gab sie sie ihrem Sohn Yannick (10) mit in die Schule.
Beendet sein wird die beeindruckende Reise der Banane erst, wenn Marlene Hilgenberg sie als undefinierbare, widerlich-süßlich riechende braune Masse aus dem Turnbeutel ihres Sohnes ziehen wird, bevor die kläglichen Reste der einst stolzen Tropenfrucht auf dem Komposthaufen im heimischen Garten landen.
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