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IS-Schläfer, der Anschlag auf Stuttgart-21-Einweihungsfeier verüben sollte, an Altersschwäche gestorben

Stuttgart (dpo) - Es ist fast schon traurige Routine: Die Polizei wird in eine kleine Wohnung gerufen, in der offenbar bereits vor Tagen ein Mann einsam und alleine an Altersschwäche gestorben ist. Doch im Falle von Amal al-Majid ist alles anders: In der Wohnung des 74-jährigen Pakistaners finden die Beamten Unmengen von Sprengstoff sowie Aufzeichnungen, aus denen hervorgeht, dass der Verstorbene einen Anschlag auf den neuen Stuttgarter Hauptbahnhof geplant hatte.

Eine Nachbarin hatte die Polizei alarmiert, nachdem der Fernseher des Mannes seit über einer Woche ohne Unterbrechung gelaufen war. "Der war eigentlich immer ganz nett, der Herr Matschid", erklärte die Rentnerin gegenüber dem Postillon. "Und der soll ein Schläfer gewesen sein? Na ja, jetzt schläft er für immer."

Laut den in seiner Wohnung gefundenen Unterlagen war al-Majid 1995 - damals noch im Dienste al-Qaidas - als Schläfer nach Deutschland gezogen, um einen großen Anschlag zu verüben. Schnell war er mit seinen Vorgesetzten einig, dass der damals bereits konkret geplante neue Stuttgarter Hauptbahnhof ein angemessenes Ziel sei. "So ein Bahnhofsbau kann ja in Deutschland nicht allzu lange dauern", heißt es in einem Fax, das al-Majid damals aus dem al-Qaida-Hauptquartier erhalten hat. "Die Deutschen sind bekannt für ihren Fleiß. Und die Schwaben gleich doppelt."

Doch als al-Majid nach zwei Jahren Sprengstoff und Waffen beschafft und anhand der Baupläne einen konkreten Anschlagsplan erstellt hatte, hatte der Bau noch nicht einmal begonnen.

Für al-Majid begann ein jahrzehntelanges Warten – unzählige ausgeschnittene Zeitungsartikel etwa vom Baubeginn nach langen Verzögerungen Anfang 2010 deuten darauf hin, wie gespannt der Terrorist den Verlauf der Planungen mitverfolgte. Geplanter Fertigstellungstermin damals: Dezember 2019

Als im September 2010, 15 Jahre nach seiner Ankunft in Deutschland, Proteste gegen Stuttgart 21 eskalierten und das Projekt beinahe gekippt wurde, schrieb al-Majid sogar unter dem Pseudonym "Hans-Dieter Gebhardt" wütende Leserbriefe an mehrere Zeitungsredaktionen, in denen er als "aufrechter Wähler" forderte, die Regierung möge die Demonstranten niederknüppeln und den Bahnhof endlich bauen.

Als 2011 in einer Volksabstimmung endlich beschlossen wurde, dass Stuttgart 21 definitiv fertiggestellt wird, stieg bei dem mittlerweile 60-Jährigen die Zuversicht.

Seine Hoffnungen, 2013 mit einem Wechsel zur Terrormiliz IS ein neues Anschlagsziel zugewiesen zu bekommen, wurden schnell enttäuscht. In einer Nachricht auf seinem Handy heißt es: "Ein neuer Hauptbahnhof ist das perfekte Anschlagsziel. Bleib dabei, Bruder! Er wird sicher bald fertig sein."

Doch mit jedem geplatzten Eröffnungstermin wurde das Warten unerträglicher.

Zuletzt schien al-Majid zu resignieren. Er hörte auf, seine Anschlagspläne an den neuesten Stand der Brandschutzvorkehrungen des Tiefbahnhofs anzupassen. Seine Notizen ab 2024 zeichnen das Bild eines gebrochenen alten Mannes. "Warum verspottet mich Allah?", heißt es im letzten Eintrag vor seinem Tod. "Ich merke, wie meine Kräfte schwinden."

Die Terrormiliz IS huldigte al-Majid in einer Pressemitteilung und erklärte ihn zum Märtyrer, der durch einen hinterhältigen Trick der Ungläubigen zu Tode gekommen sei.

ssi, dan
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