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Kompromiss mit Türkei: Merkel spricht von "fahrlässiger Völkertötung an den Armeniern"

Berlin (dpo) - Im Streit zwischen Deutschland und der Türkei um die Armenien-Resolution des Bundestags haben sich beide Seiten auf einen Kompromiss geeinigt: In einer Erklärung vor der Hauptstadtpresse sprach Bundeskanzlerin Angela Merkel, die bei der Abstimmung fehlte, um den türkischen Präsidenten nicht zu verstimmen, heute von "fahrlässiger Völkertötung an den Armeniern".

"Wer den Begriff 'Mord' oder gar 'Völkermord' verwendet, stellt damit einen ungeheuren Vorwurf in den Raum und sollte sich absolut sicher sein", so die Kanzlerin. "Dabei ist alles, was wir in diesem Fall mit Sicherheit sagen können, dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts 800.000 bis 1,5 Millionen Armenier zu Tode kamen, während die Türkei - womöglich nur rein zufällig - anwesend war."
Womöglich wurden die Armenier auch nur Opfer eines Zugunglückes. Immerhin waren zum fraglichen Zeitpunkt viele in solchen Waggons unterwegs.
Wer genau was gemacht oder unterlassen habe, lasse sich jedoch nicht mit hinreichender Sicherheit feststellen, so Merkel. "Ich halte es für vorstellbar, dass es einfach zu einer ganz dumme Verkettung tragischer Unfälle kam. Vielleicht haben die Türken die womöglich ohnehin schon schwer kranken Armenier nur leicht angerempelt und sie sind dann unglücklich gestürzt. Deshalb plädiere ich dafür, hier von fahrlässiger Völkertötung und nicht von Völkermord zu sprechen."
Auf türkischer Seite zeigte man sich erleichtert über das Einlenken Berlins. "Ganz ehrlich, wir wissen selbst nicht, was damals los war", erklärte Präsident Erdogan im türkischen Staatsfernsehen. "Aber gut, dass wir das jetzt geklärt haben. Jetzt kann ich mich endlich wieder voll und ganz meinem Kurdenproblem widmen."
ssi, dan; Foto oben: Frederic Legrand - COMEO / Shutterstock.com
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