Das Getuschel war groß, als Mohammend bin Salman den Sitzungssaal betrat: An seiner rechten Wange hing - offenbar vom Prinzen unbemerkt - ein menschlicher Finger, der höchstwahrscheinlich einem zu Tode gefolterten und anschließend zerstückelten Dissidenten gehörte.
"Wir alle warfen uns irritierte Blicke zu", erinnert sich Kanadas Premierminister Justin Trudeau. "Ich wollte dann eigentlich auch gleich bei der Begrüßung etwas sagen, aber irgendwie hat sich dann die Gelegenheit nicht ergeben."
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Immer wieder bildeten sich Grüppchen, die über den Finger im Gesicht des Kronprinzen tuschelten. |
Also beschlossen die Anwesenden, die abgetrennte Gliedmaße im Gesicht des arabischen Kronprinzen so gut wie möglich zu ignorieren. "Das ist gar nicht so einfach", so der japanische Premierminister Shinzo Abe. "Ich muss da immer hinschauen. Ich hab sogar einmal versucht, ihn darauf aufmerksam zu machen, indem ich bei mir an die entsprechende Stelle getippt habe. Aber bin Salman hat mich nur verständnislos angeschaut und sich auf die spiegelverkehrte Seite gefasst. Also ich habe alles Menschenmögliche getan."
Inzwischen scheint der Fauxpas noch weitere Kreise zu ziehen: Nach einer herzlichen Begrüßung zwischen dem Prinzen und US-Präsident Donald Trump klebt der Finger nun an dessen Wange. "Aber ich glaube, das bleibt jetzt einfach so", erklärt der französische Präsident Emmanuel Macron. "Schließlich hat absolut keiner von uns Lust, sich mit dem zu unterhalten."