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33-jähriger Yogalehrer steigt aus und wird Investmentbanker in London

London (Archiv) - Er hatte alles, wovon die meisten Menschen träumen: Einen sicheren Job, Freunde, Familie, eine perfekte Work-Life-Balance, doch Nils Börnsen (33) wollte das alles nicht mehr. Nach über zehn Jahren kündigte er seinen Job als Yogalehrer und wanderte nach Großbritannien aus, um Investmentbanker zu werden.

Seit 2010 hat Börnsen als "Anand Shri Pan" die Yogaszene in Wuppertal aktiv mitgestaltet. "Ich war voll Teil des Systems", erinnert er sich, während er in seinem Büro im Londoner Finanzviertel Bilder von damals zeigt.

Schon in seiner Jugend geriet Börnsen in den Bann der Achtsamkeitsgier. "Ich verkehrte in Kreisen, in denen man nur etwas galt, wenn man mehr wollte: Mehr Erleuchtung. Mehr Kritik am grenzenlosem Konsum. Mehr Selbstreflexion. Mehr Einheit von Körper und Geist."

Börnsen machte dennoch in diesem Umfeld Karriere und schlug den Weg als Yogalehrer ein. "Ich dachte, irgendwann hätte ich es geschafft und wäre glücklich." Doch stattdessen spürte er eine immer größere Leere in sich. "Egal, wie viel ich meditierte oder bewusst atmete, es half nichts."

Erst, als er vor zwei Jahren zufällig einen reichen Banker auf der Straße sah, merkte Börnsen, was ihm fehlte. "Als dieser arrogante Unbekannte mit seinem Lamborghini vor meiner Nase parkte und lächelnd ausstieg, während er gerade über sein Headset einen Millionen-Deal einfädelte, da traf es mich wie ein Schlag", berichtet er. "Mit einem Mal erkannte ich, dass es ganz tief in uns allen drin, unter all den gesellschaftskritischen Zwängen, diesen warmen Kern aus Geldgeilheit, Geltungssucht und Konsumgelüsten gibt – das, was uns eigentlich zu Menschen macht. Nach dieser Katharsis konnte ich einfach nicht mehr so weitermachen wie bisher. Ich musste ausbrechen aus dem Alltagstrott."

Und Börnsen macht Ernst: Innerhalb eines Monats krempelt er sein Leben um. Er verlässt seine Frau und seine vier Kinder, geht nach England und heuert bei einer der größten Investmentbanken des Landes an. Inzwischen ist er, wie er sagt, so glücklich wie noch nie.

"Ich arbeite 18 Stunden am Tag, Single, kokse fast täglich und besuche einmal pro Woche eine Prostituierte", erklärt er stolz.

Lebensziele hat er nur noch zwei: Er will in fünf Jahren seine erste Million verdient haben und spätestens 2038 glücklich an einem Herzinfarkt sterben. Zurück in sein altes Leben will er nie wieder.

dsd, dan; Foto: Shutterstock; Erstveröffentlichugn: 6.9.19
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