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Erschreckende Studie: Immer mehr Politiker können offenbar von einem Job alleine nicht leben

Berlin, München (dpo) - Darf eine Gesellschaft ihre Schwächsten so im Stich lassen? Immer mehr Politiker können offenbar von ihrem Hauptberuf alleine nicht mehr leben und müssen daher entwürdigende Zweitjobs in der Wirtschaft annehmen. Das ergab eine Erhebung des Instituts Opinion Control.

"Es ist schockierend, welche Verhältnisse wir in der Politikbranche angetroffen haben", erklärt Opinion-Control-Chef Heinz Geiwasser. "Offenbar reichen die 10.083,47 Euro, die ein Bundestagsabgeordneter monatlich bezieht, für viele nicht annähernd, um über die Runden kommen."
Deshalb seien immer mehr Politiker dazu gezwungen, nebenberuflich für dubiose Startups oder autoritäre Staaten Lobbyarbeit zu verrichten, gegen Honorar Reden zu halten, als Anwalt zu arbeiten, an dubiosen Maskendeals zu verdienen oder in den Aufsichtsräten verschiedener Firmen zu sitzen. Nicht wenige brauchen sogar gleich mehrere Nebenjobs, um sich über Wasser halten zu können.
Der Auswertung zufolge geht es FDP- und Unionspolitikern offenbar am schlechtesten: Von ihnen sind die meisten auf Zusatzeinkünfte angewiesen. So arbeiten 53 Prozent aller FDP-Abgeordneten nach Feierabend weiter. Allein FDP-Chef Christian Lindner lebt so prekär, dass er sich in dieser Legislaturperiode bislang noch mindestens 424.500 Euro dazuverdienen musste.
Ähnlich oft nebenher jobben müssen Abgeordnete der CSU (50 Prozent) und der CDU (36 Prozent). Politiker anderer Parteien sind seltener betroffen. Ihr Anteil liegt zwischen 13 Prozent (Grüne) und 24 Prozent (AfD) aller Abgeordneten.
Angesichts dieser erschreckenden Verhältnisse ist es mehr als angebracht, dass inzwischen immer mehr Unternehmen Verantwortung übernehmen und Politiker mit Spenden unterstützen. "Das ist wirklich sehr löblich und uneigennützig", so Geiwasser. "Oft wollen die Unternehmen ihre wohltätigen Spenden nicht einmal öffentlich machen. Schließlich geht es ihnen nicht um Aufmerksamkeit, sondern einfach nur darum, schnell und unbürokratisch zu helfen, wo die Not am größten ist."
adg, ssi, dan; Fotos: dpa, Archiv; Erstveröffentlichung: 24.6.20 (Daten auf 2021/22 aktualisiert)
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