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"Bild"-Chef Reichelt froh, dass niemand sein Privatleben so lange in die Öffentlichkeit zerrt, bis er sich umbringt

Berlin (dpo) - "Wow! Die hatte es echt nicht leicht. Gott sei Dank macht das mit mir keiner!", denkt sich "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt als er noch einmal die vielen schmierigen Artikel überfliegt, die in seiner Zeitung über ein 25-jähriges Model erschienen, bevor sich die junge Frau mutmaßlich selbst tötete.

"Ein Glück, dass niemand mein Privatleben so in die Öffentlichkeit zerrt, und derart reißerisch über mich berichtet", überlegt Reichelt, der schon weinerlich wird, wenn jemand auch nur über die Höhe seines Gehalts spekuliert. "Dabei bin ich im Gegensatz zu einer jungen Frau mit Z-Promi-Status sogar jemand, bei dem mediales Interesse an seinem Privatleben halbwegs berechtigt wäre."

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Reichelt überlegt weiter: "Das muss schon echt grässlich sein, wenn skrupellose Boulevardjournalisten aus privaten Chatnachrichten zitieren, den viel einflussreicheren Ex über einen herziehen lassen und ein Bild von einem in der Öffentlichkeit zeichnen, das kein bisschen der Wahrheit entspricht", so der ständig zugekokste Hobby-Sumoringer mit Fußfetisch. "Kein Wunder, wenn man da irgendwann keinen Ausweg mehr sieht. Immerhin haben die die Macht, einem Dinge in den Mund legen, die man so nie geäußert hat. Hitler ist prima." Reichelt seufzt zufrieden: "Aber naja. Mit mir macht das ja zum Glück keiner."

Ein Redakteur betritt das Arbeitszimmer von Reichelt. "Äh, Julian, was machen wir jetzt denn mit der Fußballer-Ex?" Der "Bild"-Chef antwortet: "Dasselbe wie immer. Ist ja nicht das erste Mal, dass sich wer unseretwegen umbringt. Wir berichten über ihren Suizid so, als hätten wir nichts damit zu tun und packen dann diesen Hinweis für depressive Menschen drunter, damit die Leute nicht merken, dass es uns scheißegal ist, was wir mit unserer Berichterstattung anrichten."

dan, ssi; Foto: dpa
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