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Wir haben die 7-Tages-Inzidenz für korrupte Unionspolitiker berechnet und das Ergebnis ist schockierend

Berlin (dpo) - Eine neue Epidemie ist ausgebrochen. Diesmal handelt es sich nicht um eine ansteckende Krankheit, sondern um Korruptionsfälle und es sind auch nicht alle von ihr betroffen, sondern offenbar ausschließlich Politiker der Parteien CDU und CSU. Ähnlich wie bei Corona ist hier starker Datenjournalismus gefragt, um das ganze Ausmaß der Katastrophe verständlich zu machen.

Der Postillon hat daher analog zur Corona-7-Tages-Inzidenz pro 100.000 Einwohnern die Korruptions-7-Tages-Inzidenz pro 100.000 Unionsabgeordneten im Bundestag berechnet und in eine formschöne Grafik gegossen. Die Methodik beschreiben wir am Ende dieser Meldung im Detail.

Das Ergebnis ist erschütternd. Während man bei der Bekämpfung des Coronavirus die bundesweite Inzidenz auf unter 100 drücken konnte, grassiert die Korruption bei Unionspolitikern derzeit im vierstelligen Bereich. Das bedeutet: Deutlich über 1 Prozent aller Unionspolitiker leiden derzeit unter Korruptionsvorwürfen oder sind ihnen bereits erlegen.

Da nicht jeder Korruptionsfall erfasst wird, könnte die Dunkelziffer noch erheblich höher liegen.

Angesichts der insgesamt steigenden Tendenz fordern immer mehr Korruptologen einen harten Lockdown für Unionspolitiker. Nur wenn sich diese für einen unbestimmten Zeitraum konsequent aus der Öffentlichkeit fernhalten und ihre Taschen zugenäht würden, könne verhindert werden, dass in den nächsten Wochen immer mehr von ihnen der Korruption anheimfallen.

Die Gefahr für die Betroffenen ist groß. Immerhin endeten allein im untersuchten Zeitraum 50 Prozent aller Korruptionsfälle mit einem Rücktritt. Ob sich Anstand je per Impfung erwerben lassen wird, gilt laut Experten als fraglich.

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Zur Methodik unserer Auswertung:

Als Startpunkt eines Korruptionsfalls gilt der Zeitpunkt des Bekanntwerdens eines Skandals in der breiten Öffentlichkeit. Nach 7 Tagen verschwinden Fälle wieder aus der Statistik.

Als Grundgesamtheit gelten die 246 Parlamentarier, die zu Beginn der Legislaturperiode der CDU/CSU-Bundestagsfraktion angehörten. Rücktritte wurden von der Grundgesamtheit nicht subtrahiert. Um eine Vergleichbarkeit zur Corona-Inzidenz pro 100.000 Einwohner zu schaffen, wurden die 246 auf 100.000 erweitert. Jeder Korruptionsfall erhöht daher die 7-Tages-Inzidenz um je 406,5.

Wir haben aus Gründen der Berechenbarkeit ausschließlich Bundestagsabgeordnete in unsere Statistik einbezogen. Europarlamentarier wie Monika Hohlmeier (CSU), der ebenfalls Korruption vorgeworfen wird, haben wir weggelassen. Ebenfalls nicht bedacht wurden Politiker wie Karin Strenz (CDU), die schon seit 2014 in zahlreichen Fällen unter Korruptionsverdacht steht, oder korrupte Ex-Bundestagsabgeordnete wie Eduard Lintner (CSU).

In die Statistik flossen zudem nur weitgehend klare Fälle ein. Strittige und diffuse Fälle wie etwa Hans-Jürgen Irmer (CDU), Jens Spahn (CDU), Armin Laschet (CDU) oder komplette Lachnummern wie Andreas Scheuer (CSU) sind (noch) nicht berücksichtigt.

Berücksichtigt wurden:

Georg Nüßlein (CSU), Axel Fischer (CDU), Nikolas Löbel (CDU), Michael Kuffer (CSU), Mark Hauptmann (CDU), Thomas Bareiß (CDU)

ssi, dan; Grafik: Der Postillon

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