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Bürger finden Korruption offenbar gar nicht mal so toll

Stuttgart, Mainz (dpo) - Großer Schock für die CDU bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg (24,1%; -2,4%) und Rheinland Pfalz (27,7%; -4,1%), wo die Partei jeweils das schlechteste Ergebnis seit Gründung der Bundesrepublik einfuhr: Offenbar kommt Korruption bei der Wählerschaft viel weniger gut an als gedacht. Parteistrategen sind erschüttert.

"Es zeigt sich, dass die Strategie der Union, einen Korruptionsskandal nach dem anderen zu haben, von den Bürgern nicht belohnt wird", so Politikwissenschaftlerin Marianne Wolf. "Im Gegenteil: Die Wähler scheinen regelrecht ein Problem damit zu haben, wenn Politiker ihre Machtpositionen zum eigenen Vorteil nutzen."

Dabei galten Korruption und Vetternwirtschaft Jahrzehntelang als Aushängeschilder der Partei. Noch heute sind Unionspolitiker wie Franz Josef "Starfighter-Affäre" Strauß, Helmut "Ehrenwort" Kohl und Wolfgang "Geldkoffer" Schäuble nicht nur in konservativen Kreisen hoch angesehen.

"Offenbar haben wir da voll auf das falsche Pferd gesetzt", gesteht auch CDU-Chef Armin Laschet zerknirscht. "Wir konnten aber nach allen Erfahrungen aus der Vergangenheit nicht davon ausgehen, dass die Wähler ein Problem mit Korruption haben. Ich meine, es hat doch sonst auch immer ohne größere Probleme geklappt. Und jetzt auf einmal so eine Ohrfeige! Das ist doch nicht gerecht!"

Ein Strategiewechsel erscheint nun unausweichlich, wenn CDU und CSU bei der Bundestagswahl keine weitere Klatsche kassieren wollen. Derzeit beraten die Parteioberen über eine neue Marschrichtung, derzufolge Korruption und Vetternwirtschaft nur noch in Ordnung sein sollen, wenn man sich dabei nicht erwischen lässt.

bab, ssi, dan
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