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Neuer Trend: Yoga-Bootcamps immer beliebter

Herne (dpo) - Mehrere Personen sitzen in unbequemen Posen im Schlamm. Dazwischen stehend: Ein Mann in Tarnkleidung mit Megaphon, der immer wieder einzelne anbrüllt: "EY, DU DA!", herrscht er einen Mann mittleren Alters an. "SOLL DAS ETWA EINE KOBRA SEIN? DA KENNE ICH JA FÜNFJÄHRIGE, DIE DAS BESSER UND SCHNELLER HINKRIEGEN!" – diese Szene stammt aus einem Wochenend-Trainingsprogramm, das sich derzeit immer größerer Beliebtheit erfreut: Ein sogenanntes Yoga-Bootcamp.

Erfunden wurde diese spezielle Trainingsform vom ehemaligen Bundeswehrausbilder und Fremdenlegionär Richard Keller.

"Ich hab irgendwann mal wegen Rückenschmerzen mit Yoga angefangen", erzählt der 43-Jährige, während er gerade selbst ein Camp leitet. "UND JETZT ALLE IN DEN LOTUSSITZ UND ENTSPANNEN! GLEICHMÄSSIG ATMEN! SCHNELLER! SCHNELLER! SCHNELLER! Äh, wo waren wir? Ach ja: Ich fand das mit dem Yoga dann auch überraschend gut und hilfreich, aber was mir tierisch auf den Zeiger ging, das war eben diese ständige Schluffigkeit, die da herrscht. Und es fiel mir außerdem auch schwer, mich ordentlich zum Entspannen zu motivieren. Mir fehlte da jemand, der mich antreibt."

Also machte er selbst eine Ausbildung zum Yoga-Lehrer und startete sein erstes Bootcamp. "Hier verbinden wir den spirituellen und meditativen Ansatz von Yoga mit dem knallharten Drill des Militärs", erläutert er seine Philosophie und herrscht eine keuchende, etwas übergewichtige Frau an: "SAG MAL, DU FAULE SAU! DAS IST DER BESCHISSENSTE HERABSCHAUENDE HUND, DEN ICH JE GESEHEN HABE, DA LACHT SICH JA JEDER CHIHUAHUA KAPUTT! LOS ZUR STRAFE, 30 MAL DEN KRIEGER!" Sie ringt kurz um Fassung, brüllt dann aber zurück: "JA, SIR! SOFORT, SIR! DANKE, SIR!" Dann bringt sie sich schnell in die entsprechende Pose.

Der Erfolg gibt Keller recht. Es seien vor allem Leute aus dem höheren Management und der Hochfinanz, die seine durchaus kostspieligen Kurse buchen, berichtet er. "Die haben nicht die Zeit, jede Woche ein paar Stunden Yoga zu machen, um sich vom Alltag zu entspannen. Hier bei uns da schaffen sie an einem Wochenende genug Yoga für ein ganzes Jahr. Manche brauchen danach sogar nie wieder Yoga." Er baut sich neben einem weiteren Bootcamp-Teilnehmer auf und schüttelt den Kopf: "JA NAMASTÉ, DU PFEIFE, DAS NENNST DU EINEN SONNENGRUSS??? DAMIT KANNST DU NICHT MAL DEN MOND GRÜSSEN!"

Die Yoga-Bootcamps laufen inzwischen so gut, dass Keller nach eigenen Angaben plant, sein Angebot zu erweitern. Derzeit entwickelt er ein Konzept für einen Lehrgang mit dem Arbeitstitel "Burn-out weg an nur einem Wochenende".

Zuvor will er aber noch im kommenden Monat an den Internationalen Meisterschaften in der Zen-Meditation in Nepal teilnehmen: "Ich habe mich darauf so hart vorbereitet, ich werde die anderen einfach an die Wand meditieren!"

sum, ssi; Foto: Shutterstock
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