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"Gott hat mir gesagt, ich soll den Kindesmissbrauch vertuschen. Gott war doch der rote Typ mit den Hörnern, ne?" – Ein Kommentar von Benedikt XVI.

"1900 Seiten Schande", titelt der Spiegel über das neue Gutachten, das auch mich, den deutschen Papst, belastet. Ich soll in meiner Zeit als Erzbischof an der Vertuschung von Kindesmissbrauch mitgewirkt haben.

Nun gut! Ich hatte mich bereits auf meinen Lebensabend in meiner Gruft im Petersdom gefreut, doch nun sehe ich mich gezwungen, einige Dinge klarzustellen. Ich will ja gar nichts leugnen. Doch: Der Befehl, Straftäter zu decken, wurde von ganz oben, von Gott persönlich, an mich herangetragen.

Er erschien mir eines Tages, gebieterisch auf seinen Hufen einherstolzierend, die Hörner glänzten prächtig im Feuerschein des Portals, aus dem er hervorgetreten war. "Oh großer allmächtiger Gott, was hast du nur für eine rote Haut bekommen?", rief ich ihm noch zu, denn ich hatte ihn ganz anders in Erinnerung. Doch auch ich als Papst weiß, dass die Wege des Herrn unergründlich sind – zu recht kassierte ich für diese Frage eine kräftige Watschn vom Allmächtigen, während Rauch aus seinen Nasenlöchern quoll.

"Ratzinger, mein Geselle! Siehst du denn die schrecklichen Verbrechen in euren Reihen nicht?", herrschte mich der Herr der himmlischen Heerscharen an und sein gezackter Schweif hob sich bedrohlich. "Ja, oh Herr, ich sehe sie, doch sie sind wirklich sehr unangenehm und wenn da jetzt die Polizei ermittelt, ist das nicht gut fürs Image!", entgegnete ich mit zitternder Stimme und blickte Gott tief in die roten Augen. "Herr, ich weiß ja, was richtig ist und dass wir das anzeigen müssten, aber muss es denn wirklich so sein? Gibt es nicht einen besseren Weg?"

Da hob Gott triumphierend seinen Dreizack in die Höhe. "Mein lieber Ratzinger, es ist doch ganz einfach: Halt schön das Maul und verpetze bloß keinen Kollegen! Versetze sie stattdessen einfach an eine andere Stelle, wo keiner davon weiß, was sie alles auf dem Kerbholz haben! Problem gelöst!" Nach diesem guten Rat bot mir unser gnädiger Gott noch etwas gebratenes Kleinkind an, von dem er gerade aß.

"Wieder einmal bist du mir in dunkler Stunde beigestanden", dankte ich meinem Erlöser, bevor ich mir genüsslich die Finger leckte. "Gepriesen seist du, Herr! Hosianna!"

Bevor er durch sein Feuerportal wieder hinab in den Himmel stieg, gab mir Gott noch einen letzten Tipp: "Du solltest öfter mal ins Weihwasser pissen, das ist echt geil."

Auch hier folge ich seitdem dem göttlichen Rat meines Herrn, denn sein Wort währet ewiglich.

Wer also über meine Taten schlecht redet, der redet schlecht über Gott. Und das, meine lieben Gläubigen, wäre ein Verstoß gegen das Zweite Gebot. Ich hoffe, damit sind alle Vorwürfe aus der Welt geschafft.

Ich bete natürlich weiterhin für die Opfer.

Foto: Shutterstock
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