Trier (dpo) - Jetzt kann jeder Fehler fatal sein: Jan Grothe aus Trier richtet derzeit seine gesamte Konzentration darauf, die Handtasche seiner Freundin weit von seinem Körper wegzuhalten, damit auch jeder sofort erkennt, dass er nur vorübergehend auf sie aufpasst.
"Ok. Jetzt nur nichts falsch machen", murmelt Grothe. "Wenn die Tasche zu nah ist, sieht sie aus, als würde sie mir gehören. Oh Gott! Einfach ganz neutral schauen, konzentrier dich, Jan! Hoffentlich kommt sie bald wieder. Was macht die nur so lange?"
Zuvor hatte seine Freundin Janine plötzlich erklärt, dass sie auf die Toilette müsse und ihn darum gebeten, die Tasche so lange zu halten.
"Kannst du sie nicht mit aufs Klo nehmen?", hatte Grothe entsetzt gefragt. "Nee, da ist es zu schmutzig. Ich will die nicht abstellen. Halt du die mal schnell", hatte seine Freundin geantwortet. "Ist da nix drin, was du vielleicht auf der Toilette brauchst?", hatte er versucht, die Situation noch zu retten. "Nee, ist das ein Problem? Magst du sie nicht halten oder was?" – "Doch! Doch! Überhaupt kein Problem!"
Nun spürt Jan Grothe förmlich die bohrenden Blicke der anderen Passanten, während er ungeduldig wartet. "Shit! Die wissen sicher, dass in der Tasche Make-Up, Nagellack und Tampons sind und jetzt denken sie, dass ich mir die Fußnägel lackiere und meine Wimpern tusche, während ich meine Periode habe. Was habe ich nur getan, um diese Schmach zu verdienen?!"
Peinlich achtet er darauf, dass die Schlaufe der Tasche nicht um seinen Handrücken oder gar seine Schulter geschlungen ist. Stattdessen hält er sie fest umklammert in seiner Faust. "Das müsste man schon sehen, dass ich sie nur halte", hofft er. "Vielleicht stelle ich mich einfach ein wenig breitbeiniger hin, damit man sofort sieht, dass ich ein Mann bin, der gar keine Handtasche nötig hat."
Endlich kommt Janine zurück. Erleichtert reicht er ihr die Tasche, bevor er sich ein letzes Mal nervös umblickt. Die Passanten um ihn herum gehen unbeeindruckt ihre Wege. Niemand scheint ihn beachtet zu haben. Jan Grothe atmet auf. Er ist gerade noch einmal glimpflich davongekommen.