Washington, D.C. (dpo) - Es ist der denkbar ungünstigste Auftakt für eine Verbesserung der deutsch-amerikanischen Beziehungen: Friedrich Merz ist heute bei seiner Ankunft zum Staatsbesuch in Washington von Beamten der Einwanderungsbehörde festgenommen und in Abschiebehaft gesteckt worden. Offenbar konnte der Bundeskanzler kein gültiges Visum vorweisen.
"Er wurde von einer Musikkapelle empfangen, schritt den roten Teppich entlang, schüttelte einigen hochrangigen Diplomaten die Hand und wurde dann plötzlich von ICE-Beamten überwältigt und abgeführt", fasst ein hochrangiges Mitglied der deutschen Delegation den Vorfall zusammen. "Wir stehen hier noch alle unter Schock."
Inzwischen wurde Merz in ein Hochsicherheitsgefängnis in der Nähe von Boston gebracht, wo er derzeit ohne die Möglichkeit, mit einem Anwalt zu sprechen, von der Außenwelt abgeschirmt und auf unbestimmte Zeit festgehalten wird.
Dass etwas mit den Einreisepapieren nicht stimmte, musste Regierungssprecher Stefan Kornelius inzwischen zerknirscht einräumen. "Wie es aussieht, hat sich das Bundeskanzleramt nicht rechtzeitig vor der Einreise von Herrn Merz um ein gültiges Visum oder eine Registrierung im ESTA-Programm gekümmert. Wir hätten allerdings nicht gedacht, dass das ernsthaft zu einem Problem werden könnte. Immerhin ist er ja der Bundeskanzler."
Die Sprecherin des Weißen Hauses Karoline Leavitt wollte den Fall auf Anfrage des Postillon nicht näher kommentieren, sondern gab nur ein allgemeines Statement ab. "Der Präsident der Vereinigten Staaten hat volles Vertrauen in die Arbeit der Sicherheitsbehörden und zweifelt nicht eine Sekunde daran, dass sie sich an Recht und Ordnung halten", so Leavitt. "Zu den Details von Einzelfällen kann Präsident Trump derzeit keine Stellung nehmen."
Wie lange Friedrich Merz noch in Abschiebehaft bleiben muss, ist völlig unklar. Das zuständige Ministerium für Innere Sicherheit und die zugehörige Behörde ICE halten sich in der Sache bislang bedeckt. Zuletzt hatte es jedoch immer wieder Fälle gegeben, in denen sich die Haft Wochen oder gar Monate hinzog, bis endlich Bewegung in die Sache geriet.
Bis zur Rückkehr von Friedrich Merz wird nun Vize-Bundeskanzler Lars Klingbeil (SPD) die Amtsgeschäfte übernehmen.