Essen (dpo) - Es ist eine gute alte Tradition: Auf einer Trauerfeier in der Nähe von Essen hat heute die Witwe des Verstorbenen einen Blumenstrauß blind nach hinten in eine Gruppe wartender Trauergäste geworfen. So soll ermittelt werden, wessen Begräbnis als Nächstes ansteht.
"Seid ihr alle bereit?", rief die frischgebackene Witwe Esther Homann (37), während sie mit dem Rücken zur Trauergesellschaft stand. "Eins, zwei, DREI!"
Dann warf sie den Trauerstrauß mit viel Schwung nach hinten, während die dort bereits ungeduldig Wartenden alles versuchten, um das Blumenbouquet aufzufangen.
Schließlich setzte sich Esther Homanns Cousine Annette durch und reckte den gefangenen Blumenstrauß stolz in die Höhe. "Ich hab ihn!"
Nicht allen schien das zu gefallen. "Pfff! Ich glaube nicht, dass sie die Nächste ist: Sie ist ja erst 22", erklärte Tante Irmgard anschließend ein wenig säuerlich. "Ich bin sicher früher dran mit meinem schwachen Herz. Aber wie soll ich das Ding fangen, wenn sie vor mir hochspringt."
Ihr Neffe Tobias knuffte der 77-Jährigen grinsend in die Seite. "Ach, das darfst du doch nicht so ernst nehmen, Tante. Ist doch nur ein oller Brauch. Aber: Man weiß ja nie! Unfälle passieren. Siehst du ja auch am Michael, wegen dem wir hier sind."
Anschließend ging die fröhliche Trauergemeinschaft zum Leichenschmaus über, wo heute noch bis spät in die Nacht getanzt wird.
pfg, ssi, dan; Foto [M]: Shutterstock
